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 Lempertz 2000

Japanische Farbholzschnitte in Köln

Der April begann wenig verheißungsvoll. Das Auktionshaus Klefisch sagte kurzfristig seine für den 8.4.2000 geplante Auktion >Ukiyo-e japanische Holzschnitte< ab. Doch dann folgte die >Westdeutsche Kunstmesse< vom 1. bis 9. April mit einer Beteiligung von 5 Händlern japanischer Drucke. Die >Zen Galerie< aus Hamburg hat ihre Pläne, nach Berlin überzusiedeln, zunächst aufgeschoben. Auf der Messe zeigte das Unternehmen ein nur schmales Angebot. Auffällig war das Triptychon von Kuniyasu (1794-1832) aus dem Jahre 1820, das im Messekatalog abgebildet worden war, für 5.800 DM. Der Zustand war gut und die Farben frisch. Viele Teile aus Triptychen waren ebenfalls am Stand vertreten, die naturgemäß nicht so begehrt sind wie vollständige Folgen. Ein Blatt von Hiroshige (1797-1859) aus seiner Serie >100 berühmte Ansichten von Edo<, die Ansicht >Taki no gawa in Oji<, die kein Erstdruck war und beschnittene Ränder aufwies, schlug mit 2.800 DM zu Buche. Ein ebenfalls schmales Angebot führte die Galerie >Gemini< aus München vor. Hier war von Hiroshige II (1829-1869) eine Bergszene mit 3 Wanderern aus seiner Serie der >100 Provinzen< zum Preis von 980 DM zu finden. Von dem selteneren Masunobu (tätig 1760-1770) hing ein auffälliges Hochformat am Stand. Der Glücksgott Hotei war auf dem Blatt richtig erkannt worden, aber die auf seinem Arm balancierende Figur war nicht, wie behauptet, die Dichterin Ono no Komachi, sondern ein junger Samurai. Bei Klefisch wurde dieses Blatt 1998 mit 1.300 DM zugeschlagen, auf der Kunstmesse kostete es 2.400 DM. >Offermann & Schmitz< hatten wieder zahlreiche farbfrische Kunisada-Blätter zu günstigen Preisen zwischen 350 und 600 DM zu bieten. Doch auch in der Oberklasse spielte diese Firma gut. Ein Utamaro (1754-1806) aus der Serie >Vergleiche von 5 Schönheiten< zeigte eine seiner typischen Teehausschönheiten von 1795/96 zum Preis von 12.000 DM. Ein Harunobu (1724-1770) aus der Serie >Populäre Schönheiten mit Blumen< stand zum Preis von 5.200 DM zum Verkauf. Herbert Egenolf aus Düsseldorf hatte, wie stets in Köln, das umfangreichste und qualitätvollste Angebot mitgebracht. Einige hundert Blätter an den Wänden, in Ständern und in Mappen waren hier zu betrachten. Ein Moronobu (1618?-1694) zugeschriebenes Blatt im übergroßen Querformat war zwar stark restauriert, doch bisher in der Literatur zum Thema unbekannt. Für 8.500 DM konnte man sich diesen Traum verwirklichen. Von Kuniyoshi (1798-1861) waren alle 8 Blätter seiner Serie>Tugendhafte Frauen im Vergleich zu den 8 Ansichten<, gedruckt etwa 1843-45 in einem schlanken Hochformat, für 30.000 DM wohlfeil. Der Spätmeister Hokusai (1760-1849) war u.a. mit einem Blaudruck aus seiner berühmtesten Serie der >36 Ansichten des Fuji< zu sehen, mit dem Suwa-See in der Provinz Shinano für 25.000 DM. Neben Herrn Egenolf war Frau Heigl aus München die einzige auf japanische Farbholzschnitte spezialisierte Händlerin auf der Messe. Sehr stark war hier der Bereich Buchholzschnitte vertreten. Von dem wenig bekannten Künstler Tanka war ein Fächerblatt im Stil des Hiroshige zu sehen. Dieser schöne Blaudruck war mit 3.200 DM ausgezeichnet. Aus der von Shunsen und Shigemasa 1776 gemeinsam gestalteten Buchserie >Spiegel des Lebens  und Treibens der Schönen im Yoshiwara-Viertel während der 4 Jahreszeiten< wurden 6 Blätter zum Preis von je 2.600 DM angeboten. Weiter ging es mit der Auktion 789 >Ostasiatische Kunst< bei Lempertz. Von den rund 190 angebotenen Holzschnitten und Holzschnittbüchern wurden etwa 2/3 zugeschlagen, was zu guter Laune Anlaß gab. Ein Masanobu zugeschriebenes Blatt erzielte 7.500 DM (5.000). Utamaros Blatt >Die Friseurin Osan und der Fuhrmann Ohei< wurde auf 9.000 DM gehoben (8.000). Interessant war auch die Gemeinschaftsarbeit Utamaros mit Shun’ei. Dieser Druck wurde für 4.500 DM (5.000) verkauft. Bemerkenswert ist die erzielte Taxe von 7.500 DM für ein Hiroshige-Blatt aus seiner Serie >100 berühmte Ansichten von Edo<. Die hier gezeigten Füchse lagen nicht in einem Erstdruck vor. Ein besonders luxuriös gedrucktes Werk von Sekka beschloß die Auktion bei einem Zuschlag von 6.000 DM (6.200). 263 japanische Holzschnitte und Bücher wurden bei Klefisch in der 71. Auktion präsentiert. 177 Werke fanden neue Besitzer. Ein Pentaptychon von Hokusai erzielte 18.400 DM (2.000/2.500) und 7.475 DM (1.000/1.200) eine Folge von 9 kleinen Blättern . Ein Blatt von Kunisada aus seiner Folge >Auf Spiegel reflektierte Gedanken< kam auf 5.750 DM (200/250). Yoshitoshis bekanntes Triptychon >Yasumasa im Mondschein beim Flötenspiel< erreichte mühelos 11.500 DM (1.500/1.800). Von Moronobu wurde das Exemplar  >Vergnügungen der Liebe< für 8.625 DM (1.000/1.200) verkauft, das vor Jahren in der Reihe der Bibliophilen Taschenbücher reprintet wurde. Ebenso der Band >Schatzkammer der Liebe< von Utamaro, der 4.830 DM (2.000/2.500) erzielte. Köln, man kann es abschließend sagen, war in der 1. Hälfte des Jahres 2000 ein Mekka für Freunde des japanischen Holzschnitts.

Gordon Friese

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