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 Klefisch 66

Klefisch: Auktion 66

>Japanische Farbholzschnitte<

In diesem Jahr feiert das, auf Asiatica spezialisierte, Auktionshaus “Kunsthandel Klefisch GmbH”, ansässig in Köln, sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen. Die 66. Auktion am 16.5.98 war ganz dem Japanischen Holzschnitt gewidmet und fand aus Anlaß der >Westdeutschen Kunstmesse Köln< statt. Zur Auktion kamen 316 Positionen aus einer Berliner Vorkriegs-Sammlung und dem Nachlaß L. aus den Niederlanden. Hauptsächlich wurden Holzschnitte des 18. und 19. Jahrhundert angeboten.

Mit einer Schätzung von 15000-18000 DM bildete der, als farbiges Katalogdeckblatt abgedruckte, Farbholzschnitt von Kitagawa Utamaro (1754-1806), im Katalog die Nr. 19, sicherlich einen Höhepunkt der Auktion, was das Angebot anbetraf. Er zeigte eine Oiran (Kurtisane), bei einem Drei-Minuten-Pfeifchen sitzend, in reichgemustertem Gewand. Die erwartete Nachfrage blieb allerdings aus und der Zuschlag erfolgte unter Vorbehalt bei einem schriftlichen Gebot von nur 13000 DM. Interessant war das Hashira-e (schmales Hochformat), die Katalognummer 6 von Zenshinsai Masunobu (tätig ca. 1770-75). Es zeigte den Glücksgott Hotei, wie er einen Jüngling mit Fächer auf seinem Arm balanciert. In der frühen Veröffentlichung von Julius Kurth “Der japanische Holzschnitt” (1921, 2. Aufl.) findet sich als Nr. 31 eine Abbildung dieses Blattes, sowie auch im Auktionskatalog. Bei Kurth ist die Darstellung oben stark beschnitten, wo sie bei Klefisch fleckig war. Sie wurde für preiswerte 800-1000 DM ausgerufen und ging für 1300 DM in den deutschen Handel. Mit den Nummern 44 und 45 wurden zwei Landschaften im westlichen Stil des eigenwilligen Shotei Hokuju (1763-1824) angeboten. Blätter dieses Künstlers, der Landschaften meist in kubistischer Manier schuf, finden sich nicht häufig auf Auktionen. Das Blatt Nr. 44 “Toto Tsukudajima no kei” (Ansicht von Tsukudajima in der östlichen Hauptstadt) wurde im Saal bei 1100 DM zugeschlagen (Schätzung 900-1200 DM) und das Blatt Nr. 45 “Toto Sumidagawa Matsusaki no fukai” (Ansicht von Matsusaki am Sumida-Fluß in der östlichen Hauptstadt) stieg auf 1800 DM (Schätzung 1200-1400 DM). Der Großkopf des Schauspielers Ichikawa Danjuro VII im Aiban-Format von Utagawa Toyokuni (1769-1825), die Katalognummer 57, wies leider restaurierte und nachgemalte Fehlstellen auf. Daher erklärte sich auch der günstige Ansatz von 1000-1200 DM. In einem spannenden Bietergefecht blieb ein telefonischer Interessent letztendlich bei 5800 DM erfolgreich. Die ausgerufenen Blätter aus Utagawa Hiroshiges (1797-1858) berühmter Serie im Querformat “Tokaido gojusan tsugi no uchi” (Die 53 Stationen an der Tokaido-Landstraße) in der Ausgabe von 1833-34 waren leider sämtlich in schlechten Zuständen oder zweiten, variierenden Ausgaben vorhanden. Trotzdem wurden 1700 DM (Schätzung 500-600 DM) für das Blatt “Okazaki Yahagi no hashi” (Okazaki: Die Yahagi-Brücke), im Katalog Nr. 98, und 2200 DM (Schätzung 800-900 DM) für “Keishi Sanjo Ohashi” (Keishi: Die große Sanjo-Brücke), Katalognummer 100, erzielt. Der, immerhin, gute Druck gab hier wohl den Ausschlag. Sinngemäß wie vorher waren auch die Zustände der Blätter der berühmten hochformatigen Serie “Meisho Edo Hyakkei” (100 berühmte Ansichten von Edo) Hiroshiges, im Katalog die Nr. 127-133. “Oji Fudo no taki” (Der Fudo-Wasserfall in Oji), die Nr. 127, ausgerufen zum Preis von 5000-7000 DM, verkaufte sich gerade eben zur untersten Taxe im Saal. Das Blatt “Shinagawa Gotenyama” (Der Hügel Goten in Shinagawa) aus derselben Serie, blieb mit 1700 DM nur im untersten Bereich der Schätzung. Von Utagawa Kuniyoshi (1798-1861), der reichlich auf der Auktion vertreten war, fand sich unter der Nr. 171 ein schönes, druckfrisches und unbeschnittenes Triptychon. Es zeigte aus der Serie “San teirei no uchi” (Von den drei Bräuchen) das Motiv “Konrei no zu” (Hochzeit). Eine vornehme Braut, umgeben von Hofdamen, war darauf bei ihrer Ankunft im Palast ihres Bräutigams zu sehen. Diese Augenweide, bei der in den Gewändern der Braut und ihres Gefolges Blindprägung und Glimmer zu sehen war, wurde für 400-480 DM ausgerufen und fand bei 550 DM ihren Zuschlag. Von Tsukioka Yoshitoshi (!839-1892) gab es vier Blätter der Serie “Fuzoku sanjuni so” (Zweiunddreißig Gestalten von Frauen), Nr. 226-229, zu sehen. Diese besonders farbenprächtigen und exakt gedruckten Blätter wurden, je nach Motiv, für 900-1800 DM angeboten. Sie fanden alle ihre Liebhaber. Das oft wiedergegebene Blatt “Yuho ga shitaso: Meiji-nen-kan saikun no fuzoku” (Sie scheint einen Spaziergang zu machen: Ehefrau der Meiji-Zeit) von 1888 war mit 1500-1800 DM angesetzt worden und erzielte einen Preis von 2200 DM. Er war damit der teuerste Druck unter den vieren. Der einzige Suzuki Harunobu (1724-1775) mit dem Titel “Fuyu yuki-furi no zu” (Winter, eine Darstellung mit Schnee), Nr. 5, wurde vom Handel für 3600 DM übernommen (Schätzung 3500-4000 DM). Erstaunliche Ausschläge nach oben zeigten die  Zuschläge einiger Probedrucke und Skizzen. Von Utagawa Toyokuni II (1777-1835?) wurde als Nr. 62 die Vorzeichnung zu “Shubi no matsu no yau” (Der Abendregen über den Shubi-Kiefern) einem telefonischen Bieter für 1600 DM zugeschlagen (Schätzung 400-480 DM) und das Triptychon von Utagawa Sadahide (1807-1873), eine schwarzweiße Entwurfsskizze mit Überklebungen, erzielte 3500 DM im Saal (Schätzung 400-480 DM). Der berühmte Druck “Kisokaido Ono no bakufu” (Der Ono-Wasserfall an der Kiso-Straße) von Katsushika Hokusai (1760-1849) aus seiner Serie “Shokoku taki meguri” (Rundreise zu den Wasserfällen in verschiedenen Provinzen), im Katalog Nr. 37, überschritt knapp die Schätzung von 3500-4500 DM und wurde dem Handel für 4800 DM zugeschlagen. Auf der >Westdeutschen Kunstmesse Köln< hing das gleiche Motiv bei einem anderen Händler für 24000 DM. Eine kleine Sensation waren die 14000 DM, zu denen das Blatt “Soshu Hakone no seki” (Grenzwache bei Hakone in der Provinz Sagami) von Totoya Hokkeii (1780-1850) aus seiner Serie “Shokoku meisho” (Berühmte Stätten in verschiedenen Provinzen) zugeschlagen wurde. Die Schätzung lag gerade mal bei 2000-2400 DM. Bei dieser Katalognummer 47, wie bei der anschließenden Nr. 87, waren die Seltenheit und Druckfrische maßgeblich für die außerordentliche Preissteigerung verantwortlich. Utagawa Kunisadas (1786-1865) Abbild einer schönen Frau aus seiner Serie “Atsurae zome bijo no shinban” (Schönheiten in neu bestelltem Kimono) wurde daher auf 2400 DM gehoben, bei einer Schätzung von 500-600 DM. Die kleine Auswahl an surimono blieb meist im unteren Bereich der Schätzung. Die angebotenen Bücher und Buchseiten waren nicht repräsentativ.

Für Sammler und Händler dürfte sich das Wochenende in Köln gelohnt haben. Die Beteiligung von Käufern aus England, Frankreich, Japan, den Niederlanden und Deutschland sprach für sich. Unter diesen Vorzeichen scheinen die nächsten 25 Jahre für den Kunsthandel Klefisch gesichert zu sein.

Gordon Friese

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